Zum Glück hatte ich für Emma einen "fertigen" Stahlrumpf gefunden. Da musste dann nur noch der
Aufbau drauf. Hätte ich bei einer Bootsgröße von 8,8 m auch noch den Rumpf selber bauen müssen, so
wäre ich möglicherweise aus Frust nie fertig geworden. Es gibt ja die verschiedensten
Bauformen, die sich in der Baugeschwindigkeit und Kompliziertheit stark unterscheiden.
Als Extrem zu "4 Tonnen Emma" gibt es für "Unterwegs" schon das Dampffaltboot
Calypso - aus Leipzig. Dies ist äußerst transportabel und fast auf jedem kleinen Gewässer leicht einsetzbar - ich möchte aber gerne neben der "Payload" sitzen können und etwas mehr "Panzerung" um mich haben.
Wer einen schönen Kunststoffrumpf findet, hat natürlich Glück gehabt und sicherlich auch ein bischen dafür bezahlt. Selbst kann man soetwas zuhause nur sehr schwer bauen und benötigt
dabei auch viel Zeit und Erfahrung, wenn das Ergebnis stimmen soll. Der Innenausbau einer fertigen Schale
gelingt aber meistens und führt zu schönen Ergebnissen.
Die Vollholzbauweise in Karweel ist auch für den versierten Hobbyschreiner eine Herausforderung. Man
muss das richtige Holz finden und das dann auch noch bearbeiten können - nichts für mich!
Ausserdem benötigen solche Boote später auch sehr viel Liebe. Das Holz trocknet im Winter aus
und man pumpt in der nächsten Saison erst mal wieder viel Wasser, bis alle Fugen
dichtgequollen sind. Wer sein Boot gerne in der Halle stehen hat und nur gelegentlich
in's Wasser setzen möchte, sollte von dieser Bauweise Abstand nehmen.
Die Klinkerbauweise ist eine weitere sehr schöne klassische Form. Hier überlappen die Planken
und werden an der Nahtstelle mit Kupfernieten gefügt. Auch hier wieder alle klassischen Nachteile
der Vollholzbauweise. Holz finden - richtig bearbeiten - richtig fügen - richtig lagern - richtig pflegen!
Wer etwas schummelt, kann die Nähte mit Epoxi und die Aussenhaut mit Glasgewebe "beruhigen". Trotzdem benötigt
Vollholz dann zumindest ständige Beobachtung. - Ich bestaune immer wieder gerne solch liebevoll gepflegte Boote.
Auf einer Dienstreise nach Paris im November 2010 konnte ich zufällig ein paar in Bau
befindliche Boote mit weiteren Bauarten für euch knipsen. Erst mal wird man natürlich neidisch,
unter welchen hervorragenden Bedingungen die da arbeiten dürfen. Die Stadt
Paris hat an der Seine einen großen Komplex für Wassersportler erstellt. In jedem
dieser Hallenschiffe sind andere Wassersportvereine zu günstigen Konditionen untergebracht. Der Französische
Dampfbootverein teilt sich dort eine Halle mit andern Wasserratten.
Neben den eigentlichen Bootsremisen gibt es auch immer einen beheizten "Bastelraum". Hieraus nun ein paar Fotos
zu den Bootsbautechniken. Bei allen diesen Booten handelt es sich nicht um Dampfboote. Die
Rumpfbauweise ist ja aber die gleiche.
Dies wird einmal ein Segelboot. Die Leistenbauweise ist natürlich der Königsweg. Man ist völlig frei in der Rumpfgestaltung und
kann somit alle klassischen Linienn nachbauen. Dies erkauft man sich durch sehr viel Arbeit.
Zunächst müssen die Mallen (Spantengerüst, das nachher weggeworfen wird) gebaut und sehr sauber ausgerichtet werden.
Anschließend ist Leiste für Leiste anzupassen und zu verkleben. Danach ist sehr viel Spachtel
und Schleifarbeit notwendig. Wenn man ein paar Lagen Glasgewebe auflegt, sind diese Boote später unverwüstlich.
Auf einem anderen Bauplatz in Paris war der Nachbau einer Venezianischen Gondel zu bewundern. An Stelle der
traditionellen Rumpfplanken aus Vollholz wurde hier für die Außenhaut 12 mm Sperrholz verwendet. Bemerkenswert
sind bei der Bauweise mit Sperrholz und Epoxid die vielen Spanten. Im Original dienten sie dazu, der
Außenhaut aus Einzelbrettern den nötigen Zusammenhalt zu geben. Bei der hier für die
Aussenhaut verwendeten soliden Sperrholzplatte, die ja
auch keine der nachteiligen Eigenschaften des Vollholzes mehr inne hat, dient die große Anzahl von
Versteifungen wohl vor allem einer antiken Optik.
Als dritte Variante konnte man eine Sperrholzbauweise mit Glasgewebeauflage und Epoxidverklebung sehen.
Auch dieses Boot soll einmal ein Segelboot werden. Dadurch, dass die Rumpfschale nur aus einem sehr breiten
Boden und den zwei Kimmplanken (Seitenwandbrettern) besteht, war bei diesem Knickspanter viel Aufwand für
eine zusätzliche provisorische Versteifung der Platten von aussen nötig.
Mit der holzfarbenen "Fühlerlehre" (oben im Boot) wird nun Schritt für Schritt
die Spantform ermittelt, auf die eigentlichen Spantbretter übertragen und diese danach ausgesägt.
Sind diese Spanten (grüne Platten im Boot) später verklebt, steht der Rumpf und das Deck von selbst.
Unklar ist mir, warum die Deckslinie (schwarzer Strich am oberen Rand) nicht von vornherein fertig gesägt wurde...
Eine der modernsten Bootsbauform ist wohl die genähte Bauweise, die in Reinform ohne solche zusätzlichen, verlorenen
Hilfskonstruktionen zur Formgebung aus kommt. Hiermit können relativ schnell sehr leichte Knickspanter erstellt
werden. Aktuell ist mir als Dampfboot nur die Venus aus der Schweiz bekannt, die so gebaut wurde.
Als ich während meiner Bootsplanung auch einmal über ein Dampfkanu nachdachte,
bin ich auf die Seiten von Simpel Boot gestossen. Hier wird anschaulich demonstriert, wie man aus genau gesägten
Sperrholzbrettern,
durch das Nähen und anschließende Verkleben mit Epoxy,
sehr leichte Boote bauen kann.
Das 4,4 m lange Boot ist auf diesem Foto bereits innen lackiert und mit Feststoffauftriebskörpern
ausgestattet gerade mal 9 kg schwer.
Die drei letzten hier gezeigten Fotos hat mir Wilhelm freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Mehr von Simpel Boot gibt es unter simpel-boot.de
Für mich ist der Name "Simpel Boot" ein Qualitätsmerkmal. Mir kommt es bei meinem nächsten Dampfboot auf genau
diese Eigenschaften an: simpel zu bauen, simpel zu unterhalten und leicht zu transportieren. Meine Absicht ist es nun
nicht, einfach ein Kajak mit einer Dampfmaschine auszustatten. Diese Bauweise hat es mir aber angetan.
Mitlerweile stehe ich mit Wilhelm von Simple Boot in regem Kontakt und wir
sind dabei, ein kleines genähtes Dampfboot zu entwickeln.
Wilhelm mit dem Know How des "Bootsschneiders" und ich
mit den Erfahrungen meiner letzten Dampfjahre und den Anforderungen aus meinem Lastenheft
- mehr dazu auf den nächsten Seiten.