"Der Brix" ist ein bekanntes Werk bei Bootsbauern. In dem Buch mit dem vollen Titel "Praktischer Schiffbau, Bootsbau" aus dem Verlag "Hütte" werden die verschiedenen Bootskonstruktionen behandelt und in sehr detaillierten Zeichnungen dargestellt. Dabei ist dem Dampfboot nur ein sehr kleines Kapitel gewidmet, das in erster Linie die Rumpfkonstruktion beschreibt. Trotzdem ist dieses Buch eine wichtige Quelle zum Dampfboot (siehe die nächsten Seiten).
Interessant ist es, die Inhalte der unterschiedlichen Ausgaben dieses Buchs zu vergleichen. In der ersten Ausgabe von 1878 war das Dampfboot ein modernes "motorisiertes" Fortbewegungsmittel. Die zweite Auflage übernahm die Texte und Bilder zum Dampfboot komplett. Die 3. und 4. Auflage liegt mir nicht vor. In der 5. Auflage von 1919 wird schon auf das Ausklingen des Dampfbootzeitalters hingewiesen. Die Marine hatte zu diesem Zeitpunkt bereits diverse Motorboote mit "Verpuffungsmaschinen" als Ersatz der Dampfboote eingeführt. In der 7. Auflage von 1929 kommt das Dampfboot schließlich nicht mehr vor.
Einleitend Zitiert Herr Brix eine französische Quelle aus dem Jahre 1867 [Brix1878, Seite 10 und 11]:
Dampfbeiboote (nach:
L'art naval à l'exposition universelle de Paris en 1867. par
M. Le Vice-Amiral Raris.)
Die
Geschichte der Dampfbeiboote beginnt erst mit dem Jahre 1857, zu
welcher Zeit Mazeline in Frankreich für einen Privatmann ein
kleines, zur Beschiffung des Flüsschen la Vesle bestimmte
Dampfboot baute, das in sofern das erste Fahrzeug jener Bootsclasse
genannt werden kann, als nach ihm für die Dampfyacht „Jérôme
Napoléon“ ein Dampfkutter – das wirklich erste mit
Dampfmaschine versehene Schiffsboot – gebaut worden ist. Die
hauptsächlichsten Constructionsdaten dieses letzteren, des
Stammvaters der modernen Dampfbeiboote sind folgende:
Länge über
Steven
|
8,5 m
|
Größte Breite
|
1,8 m
|
L/B
|
4,72
|
Tiefe im Hauptspant
|
1,0 m
|
Grösste Tauchung
|
0,65 m
|
Gewicht des Bootskörpers
|
1200 K.
|
Geschwindigkeit
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7 ¼ Kn
|
Cylinderdurchmesser
|
0,20 m
|
Kolbenhub
|
0,15 m
|
Schraubendurchmesser
|
0,55 m
|
Schraubensteigung
|
1,10 m
|
Zahl der Umdrehungen per
M.
|
245
|
Gewicht von Maschine und
Kessel
|
1200 K.
|
Gewicht des Wassers im
Kessel
|
375 K.
|
Das
Totalgewicht mit Maschine und Wasser gefülltem Kessel betrug
also 2775 K. Der Erfolg dieses Bootes war epochemachend und andere
Constructeure, zunächst allerdings wiederum Franzosen, folgten
Mazeline auf der einmal betretenen Bahn. Mangin
stellte sehr bald nachher, unter Assistenz von Gouin sechs
Dampfbeiboote her, deren drei mit gewöhnlichen, die anderen drei
mit Belleville-Stahlkesseln ausgerüstet wurden. Die wichtigsten
Constructionsdetails der Letzteren sind folgende:
Länge über
Steven
|
8,85 m
|
Größte Breite
|
2,15 m
|
L/B
|
4,1
|
Tiefe im Hauptspant
|
1,08 m
|
Tiefgang vorn
|
0,54 m
|
Tiefgang hinten
|
0,90 m
|
Areal des Hauptspantes
|
0,974 qm
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Deplazement
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5,167 T.
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Gewicht des Bootskörpers
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1983 K.
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Cylinderdurchmesser
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0,165 m
|
Kolbenhub
|
0,128 m
|
Schraubendurchmesser
|
0,7 m
|
Kesselhöhe
|
1,16 m
|
Kesseldurchmesser.
|
0,645 m
|
Dampfdruck in Atm.
|
6
|
Zahl der Umdrehungen per
Minute
|
300
|
Gewicht der Maschine
|
415 K.
|
Gewicht des Kessels mit
Rohrleitung
|
759 K.
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Verhältnismäßig
spät erst folgte man in England dem gegebenem Beispiele und
wiederum betrat ein Privatmann, Allibon in Greenwich, zuerst die
Bahn. Das von ihm in Stahl gebaute Dampfbeiboot ging im Jahre 1866 in
den Besitz der englischen Marine über, welche in Folge sehr
schnell die allgemeine Anwendung der Dampfkraft zur Fortbewegung für
die grösseren Schiffsbeiboote anordnete. Dampfbarkassen,
Dampfpinassen und Dampfkutter sind heutigen Tages unter den
Marinebooten vertreten.
Die
Dampfbarkasse (steam-launch; chalope à vapeur) ist vornehmlich
in der französischen, russischen und österreichischen
Marine in Gebrauch, wogegen
die
Dampfpinasse (steam-pinnance; grand canot à v.) die Dienste
der ersteren in der heimischen und englischen Marine verrichten
und
der Dampfkutter
(steam-cutter; canot à v.) in den meisten Marinen als zweites
Dampfbeiboot und für die Zwecke von Commandanten, etwa als
Depeschenboot, diente.
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