1911 gibt es noch die Damfbeiboote der
Klassen A, I, II und III. Die kleinere Klasse IV ist bereits
entfallen. Brix berichtet hier auch über die Motorbeiboote –
die durch ihren großen schornsteinartigen Auspuff auf dem
vorderen Aufbau auch leicht als Dampfboote verwechselt werden können.
Vorausschauend schreibt er: „Vielleicht
ist das Motorboot berufen, allmählich nicht nur die
Dampfbeiboote, sondern auch die Ruderboote für manche Zwecke zu
ersetzen
[Brix1911, Seite 2 ff]:
Dampfbeiboote.
a)
Boote der Kriegsmarine Die
vielseitigen Betriebsverhältnisse der Kriegsmarine haben zur
Entwicklung einer größeren Anzahl verschiedener Bootstypen
geführt, von denen jede ihren besonderen Zweck zu dienen hat. Im
allgemeinen stimmen die Typen bei den verschiedenen Nationen ziemlich
überein.
α)
Dampfbeiboote In
der deutschen Marine gibt es vier verschiedene Arten von
Dampfbeibooten. Abb. 1 bis 3 geben die Haupteigentümlichkeiten
der Dampfbeiboote der Klasse A, Abb. 4 bis 6 diejenigen eines solchen
der Klasse I wieder. Die Boote der Klasse II und III sind kleiner,
sonst aber ebenso eingerichtet wie diejenigen der Klasse I. Die
folgende Tabelle enthält die wichtigsten Konstruktionsangaben
über die Boote.
Folgenden
Verwendungszwecken müssen die Dampfbeiboote genügen: 1.
Der allgemeine Verkehrsdienst, die Beförderung von Personen und
Nachrichten, erfordern ein schnelles, ausdauerndes Boot, dessen
Betrieb die Mannschaft nicht zu sehr ermüdet. Dazu gehören
auch die durch den maschinellen Antrieb gegebenen Möglichkeiten,
andere Boote zu schleppen und so größere Menschenmassen
oder Lasten sicher zu befördern. Ferner werden repräsentative
Besuche der Befehlshaber und Offiziere durch den Gebrauch von
Dampfbooten wesentlich erleichtert und sind mit geringerem
Zeitverlust verknüpft als früher beim Betrieb mit
Ruderbooten. 2. Mit
Dampfbooten lassen sich eine Reihe von militärischen Manövern
vornehmen, die mit Ruderbooten gar nicht oder nur schwer durchführbar
sind. Dazu gehören, abgesehen von der größeren
Schnelligkeit und der schon erwähnten Möglichkeit, die
Ruderboote bei Landungsmanövern zu schleppen, die wirksame
Aufstellung und Ausnutzung von kleinen Geschützen, event. sogar
von Torpedo-Ausstoßrohren, ferner der Verkehrs- und Wachdienst
beim Scheibenschießen, das Einfangen abgeschossener
Übungs-Torpedos, schließlich der Vorposten- und
Patrouille- sowie Spreng- und Minensuchdienst. Bei
der Konstruktion der Dampfbeiboote war außer auf die genannten
Verwendungszwecke und die dadurch bedingten besonderen
Einrichtungseinzelheiten besonders auf eine möglichst seefähige
Form, eine feste und doch leichte Bauweise und auf möglichst
gute Unterbringung der Räume für die Maschinenanlage, den
Brennstoffvorrat sowie für den Transport von Offizieren und
Mannschaften zu achten; geräumiger Decksplatz und ein guter
Steuerstand für die Bedienungsmannschaft war vorzusehen. Es
mußten besondere Verbände zur Aufnahme der Beanspruchungen
durch die Gewichte und das Arbeiten der Maschinenanlage vorgesehen
werden. Dies ist durch organische Verbindung der Maschinenfundamente
mit dem übrigen Bootskörper und ihre Ausnutzung als
Längsträger geschehen. Ferner sind die infolge der
Maschinengewichte ziemlich beträchtlichen Beanspruchungen beim
Aus- und Einkranen an Bord von großen Schiffen durch sachgemäße
Anordnung von Diagonalschienen an der Außenhaut mit Augen für
die Heißstroppen sowie durch passende Abspreizung der beiden
Bordseiten gegen einander
aufgefangen.
Klasse |
A |
I |
II |
III |
Länge über Steven |
16,00 m |
10,00 m |
9,00 m |
8,00 m |
Größte Breite auf den Planken |
3,12 m |
2,68 m |
2,48 m |
2,24 m |
Seitenhöhe von Oberkante Dollbord bis Außenkante Sponung |
1,40 m |
1,27 m |
1,20 m |
1,07 m |
Tiefgang vorn |
0,90 m |
0,79 m |
0,79 m |
0,70 m |
Tifgang hinten |
1,15 m |
1,08 m |
1,04 m |
0,93 m |
Kessel |
Wasser-rohrkessel |
Zylinderkessel mit durch- schlagender Flamme |
Heizfläche |
43,3 qm |
16,74 qm |
11,23 qm |
7,12 qm |
Rostfläche |
1,08 qm |
0,57 qm |
0,42 qm |
0,32 qm |
Kesseldruck |
12 Atm. |
9 Atm. |
9 Atm. |
9 Atm. |
Maschine |
3f. Expans. |
Comp. |
Comp. |
Comp. |
Indizierte Pferdestärke |
170 |
30 |
20 |
20 |
Umdrehungen in der Minute |
470 |
345 |
350 |
380 |
Schraube: Durchmesser |
1,00 m |
0,81 m |
0,74 m |
0,68 m |
" Steigung |
1,25 m |
0,95 m |
0,90 m |
0,90 m |
" Anzahl der Flügel |
3 |
3 |
3 |
3 |
Geschwindigkeit |
12 Kn |
8 Kn |
7,4 Kn |
7 Kn |
Gewichte: Leerer Bootsk. Einschl. |
|
|
|
|
Heißpuffer |
6.000 kg |
2.200 kg |
1.750 kg |
1.550 kg |
Maschine und Kesselanlage |
7.600 kg |
3.960 kg |
3.030 kg |
2.390 kg |
Inventar (höchstens) |
887 kg |
1.162 kg |
1.019 kg |
808 kg |
Geschützbewaffnung |
157 kg |
157 kg |
157 kg |
175 kg |
Kohlen |
2.000 kg |
600 kg |
430 kg |
300 kg |
Besatzung (1 Mann = 70 kg) |
490 kg |
420 kg |
350 kg |
350 kg |
Gesamtgewicht |
17134 kg |
8.499 kg |
6.736 kg |
5.573 kg |
Anzahl der außer der Besatzung bei mäßig gutem Wetter zu befördernden Mannschaft |
35 |
25 |
20 |
15 |
Tragfähigkeit bei mäßigem Wetter und Seegang |
3.150 kg |
2.325 kg |
1.875 kg |
1.500 kg |
Inventar |
|
|
|
|
Bootsmanns - Inv. U. Takelung |
463 kg |
596 kg |
494 kg |
440 kg |
Zimmermanns - Inventar |
244 kg |
282 kg |
270 kg |
250 kg |
Sprengdienst - Inventar |
--- |
150 kg |
130 kg |
--- |
Maschinen - Invantar |
180 kg |
134 kg |
125 kg |
118 kg |
Zusammen |
887 kg |
1.162 kg |
1.019 kg |
808 kg |
Preis 1): Boot |
11.200 M |
4.500 M |
3.800 M |
3.500 M |
Maschinenanlage |
36.000 M |
11.000 M |
9.700 M |
8.700 M |
Inventar |
4.480 M |
3.980 M |
3.590 M |
2.990 M |
Zusammen |
51.680 M |
19.480 M |
17.000 M |
15.190 M |
1) Der Reichs-Werften (1910) |
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β)
Motorbeiboote Abb.
7 bis 12 zeigen als Beispiele drei in der deutschen Marine
eingeführten Motorbeiboote. Die Tabelle enthält ihre
Hauptangaben, die aber keine Normalien sind. Vielleicht ist das
Motorboot berufen, allmählich nicht nur die Dampfbeiboote,
sondern auch die Ruderboote für manche Zwecke zu ersetzen. Wie
aus den Abbildungen zu ersehen ist, bedeutet die Verwendung des
Motors eine ziemlich große Platzersparnis gegenüber der
Dampfanlage. Es ist sogar möglich, ein Ruderboot, ohne ihm
seinen Charakter und seine Vorzüge hinsichtlich Geräumigkeit
und Tragfähigkeit allzusehr zu nehmen, mit einem Motor zu
versehen. Durch die beträchtliche Gewichtsersparnis an der
Maschinenanlage und an Brennstoffvorrat läßt sich
gegenüber dem Dampfbeiboot eine derartige Gewichtsverminderung
erzielen, daß die Verbände des Bootskörpers auch
leichter gehalten und die Hauptabmessungen verringert werden können.
Andererseits ist der Gewichtszuwachs bei Einbau eines Motors in
Ruderboote noch nicht so beträchtlich, daß deren
Abmessungen bedeutend vergrößert zu werden brauchen, bezw.
das Fassungsvermögen für Besatzung allzusehr beeinträchtigt
wird. Dazu kommt die rasche Betriebsbereitschaft, der einfache
Betrieb und die bequeme Instandhaltung, die Ersparnis an
Bedienungspersonal, die größere Geschwindigkeit und
Ausdauer. Diesen großen Vorzügen stehen als Nachteil
gegenüber: 1. die Feuergefährlichkeit des Brennstoffes
einerseits für das Beiboot, andererseits für das große
Schiff in Gestalt der mitzuführenden Brennstoffmengen für
die Beiboote (bei Schweröl nicht wesentlich); 2. die beschränkte
Betriebsmöglichkeit in Gegenden, wo es Benzin oder andere
Motortreiböle nicht oder wenigstens nicht in genügender
Menge gibt. Demgegenüber ist das Dampfbeiboot imstande, seinen
Kessel mit Holz und anderen vorgefundenen Brennstoffen zu heizen; 3.
die trotz aller Fortschritte der Technik noch immer vorhandene
Empfindlichkeit der Motore (Über Motore im Kriegsschiffsdienst:
Marine Rundschau 1907). Infolge
des geringen Gewichtes der Motorbeiboote ist es auch möglich,
die Bootskrane und Davids schwächer, d. h. leichter zu
konstruieren und dadurch wieder Gewicht für das große
Schiff zu sparen.
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