Der dritte Teil „Maschinendienst
an Bord“ des „Leitfaden für den Dienstunterricht in
der Reichsmarine“ ist eine lesenswerte Quelle für alle
Dampffreunde. In der Ausgabe von 1929 findet man im Abschnitt „Die
Schraubenboote“ auch noch das Kapitel „Die Dampfboote“,
das ich hier für Euch abgetippt habe:[mdie1929, Seite 273]:
XVI
Abschnitt. Die Schraubenboote
1. Die Dampfboote. Bei
der Reichsmarine werden zwei verschiedene Arten von Dampfbeibooten,
die Dampfbarkassen und die Dampfpinassen, verwendet. Die
Dampfbarkassen, größere Boote mit einem engrohrigen
Wasserrohrkessel und einer dreifachen Expansionsmaschine mit
Oberflächenkondensation, werden nicht mehr gebaut und die
vorhandenen Bestände bei den Landmarineteilen für besondere
Zwecke aufgebraucht. Linienschiffe
und Kreuzer haben heute nur noch je eine Dampfpinaß, und zwar
erhalten Linienschiffe eine Dampfpinaß Kl. I und kleine Kreuzer
eine etwas kleineres Dampfboot Kl. II. Die
Dampfpinassen sind aus Eiche gebaute, verhältnismäßig
schwere, seetüchtige Fahrzeuge. Ihre Maschinenanlage besteht aus
einem Zylinderkessel und einer Zweifach-Expansionsmaschine mit
Oberflächenkondensation sowie den nötigen
Hilfsanlagen. Der
Zylinderkessel (Abb. 81) ist für durchschlagende Flamme gebaut.
Er besteht aus dem Kesselmantel mit Dampfdom, den Kesselböden,
der Feuerbuchse, den Feuerrohren, der Feuerungsanlage und dem
Rauchfang mit Schornsteinhals und Schornstein. Der Kessel ist mit
vier Kesselfüßen auf zwei starken Stringern des Bootes
gelagert. Um bei Seegang das Kippen des Kessels und seine
Verschiebung zu verhindern, werden die Kesselfüße durch
Bolzen und Splinte gehalten. Der Schornstein jeder Dampfpinasse kann
zum Einsetzen des Bootes umgelegt werden.
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Die Kesselarmatur entspricht den gesetzlichen Vorschriften für
Schiffskessel und unterscheidet sich im wesentlichen nicht von der
der Hauptkessel. Für jeden Kessel sind drei Speiseeinrichtungen
vorhanden. Sie bestehen aus: 1. den
angekuppelten Maschinenspeisepumpen, 2.
den Speiseinjektor und 3. der
Handspeisepumpe. Zur
Vergrößerung der Zugwirkung ist ein Unterwindgebläse
vorhanden, das von der Schraubenwelle durch eine Spiralschnur
angetrieben wird. Außerdem kann der Schornsteinzug durch eine
Dampfblaseinrichtung verbessert werden.
Die Maschine ist eine Zweifach-Expansionsmaschine mit je einem Hoch- und
einem Niederdruckzylinder. Die Kurbeln der Kurbelwelle sind um 90°
zueinander versetzt. Der
Kondensator wird durch zwei Kupferrohre gebildet, die zu beiden
Seiten des Kiels unter der Außenhaut befestigt
sind. Eine Luftpumpe,
die durch einen Excenter von der Schraubenwelle angetrieben wird,
saugt Luft und Kondensat aus dem Kondensator und drückt das
Gemisch in eine Zisterne, woraus das Wasser den Speiseeinrichtungen
wieder zufließt. Die
Arbeitsweise der Maschinenanlage ist folgende: Der im Kessel erzeugte
Dampf sammelt sich im Dampfdom und gelangt durch ein
Hauptabsperrventil an das Manöverventil der Maschine. Öffnet
man dieses, so strömt der Dampf in den H.Dr.-Schieberkasten und
bei günstiger Schieberstellung in den H.Dr.-Zylinder, arbeitet
hier und wird nach der Ausströmperiode dem N.Dr.-Zylinder
zugeleitet. Hier wird der Dampf weitgehend entspannt und nachher dem
Kondensator zugeleitet. Im Kondensator wird er niedergeschlagen, das
Wasser wird von der Luftpumpe angesaugt und in die Zisterne gedrückt.
Dort wird das Wasser von der in Betrieb befindlichen
Speiseeinrichtung entnommen und dem Kessel wieder zugeführt. Da
das Wasser einen steten Kreislauf vollführt, sind nur die
Verluste durch Undichtigkeiten durch Zulaß aus dem
Speisewasserbehälter zu ersetzen. Bei
Beschädigung des Kondensators oder der Luftpumpe kann auch mit
Auspuff gefahren werden. In der Abdampfleitung befindet sich ein
Doppelsitzventil, welches bei Auspuffstellung den Weg nach dem
Kondensator verschließt und den Abdampf durch den Schornstein
ins Freie gelangen läßt. Da
beim Auspuffbetrieb das Speisewasser nicht zurückgewonnen wird,
muss die Speisung des Kessels direkt aus den Vorratstanks erfolgen.
Das Boot kann dann nur verhältnismäßig kurze Zeit in
Betrieb gehalten werden. Bei Wassermangel muß der Kessel im
Notfalle aus See aufgespeist werden. Für
die Unterbringung des Kohlen- und Speisewasservorrats dienen zwei
Kohlenbunker und zwei Speisewasserbehälter. Jede Dampfpinaß
besitzt einen Ejektor und eine Hauptlenzpumpe zum Lenzen des Bootes.
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