Im Januar 2009 bin ich nach Hannover umgezogen und hatte im Sommer auch Emma auf dem Wasserweg mitgenommen. Wie schon in Berlin, versicherte man mir auch hier, der Mittellandkanal würde nur sehr selten für längere Zeit zufrieren - da es in Hannover keine Hallenliegeplätze mit Wasseranschluss gibt, habe ich auch dies wieder gerne geglaubt. Auch hatte ich ja im vorherigen Winter erlebt, wie das Wasser den Eisenrumpf von unten wärmt und so ein starkes Einfrieren verhinert wurde. Weiterhin lag Emmas nun nur 10 Minuten von meiner Wohnung entfernt - ich konnte mich also jederzeit um sie kümmern.
Am 20.12.2009 fiel der erste Schnee. Eigentlich ungewöhnlich für Norddeutschland - niemand rechnete wirklich mit einer weißen Weihnacht - bis auf die Kinder natürlich...
Aber es schneite und schneite und schneite... Emma bekam eine dicke Mütze, die ich mehrmals vom Dach schieben mußte. Die Wärmekapazität des Wassers und die Erwärmung durch den Boden hielten den Kanal am 04. Januar 2010 noch offen.
Dann bildete sich aber langsam ein immer dicker werdender Eispanzer, den ich täglich vor und nach der Arbeit 1x aufhacken mußte - Foto vom 29.01.2010. Die Schiffahrt auf dem Mittellandkanal wurde wegen einer zu starken Eisdecke zeitweise sogar komplett eingestellt - eine eher unübliche Situation im Raum Hannover.
Wurde Emmas Rumpfschale im Berliner Eiswinter 2008/2009 noch durch die leichte Strömung von unten erwärmt, frohr das Eis nun im stillstehenden Gewässer am Eisenrumpf sogar tiefer herunter, als die Eisdecke im übrigen Hafenbecken reichte. Die Eisbrocken, die rechts im Bild liegen, klebten mit der "langen Seite" am Rumpf. Das mögen ca. 20 bis 25 cm gewesen sein. Das Eis ringsherum hatte dagegen nur ca. 10 cm Stärke.
Wenn die Eisbrecher oder die Kohlenschiffe für die Kraftwerke "durch kamen", bewegte sich die ganze Eisfläche stark auf und nieder. Wenn sich Frachtschiffe direkt vor dem Hafenbecken begegneten, erzeugte das einen so großen Sog, das der "Eishub" leicht 60 cm ausmachen konnte.
Als Ende Januar immer noch kein Temperaturanstieg abzusehen war, entschloss ich mich die Strömung aus Berlin nun in Hannover zu simulieren. Viele Menschen hatte mir erklärt, man müsse Luftsprudler um das Schiff legen - das war mir aber zu viel Aufwand. So besorgte ich mir im Baumarkt zwei 230 Volt Sprinbrunnenpumpe mit der kleinsten Leistung, die es zu kaufen gab, montierte etwas Schlauch mit je einem T-Stück daran und erzeugte dadurch preiswert meine eigene Warmwasserströmung um den Schiffskörper. Alle anderen Boote im Hafen klebten dagegen immer noch am Eis - siehe rotes Boot im Hintergrund.
Diese simple Technik - abgeschaut von Mutter Natur - verblüffte alle Hafenanlieger und auch mich selbst. Bei zweistelligen Minusgraden plätscherte es immer noch munter um Emma, und ich konnte wieder ruhig schlafen.
Auf diesem Foto sieht man die zwei Schlauchabgänge zum Bug und zum Heck, die ich an einer Holzlatte befestigt über die Wasserlinie gehängt hatte. Die Springbrunnenpumpe mit integriertem Filter hängt ca. 1 m tief im "warmen" Wasser. Unten am Bildrand ist schön zu erkennen, wie sich das Wasser von Oben in die Eisdecke gefressen hat.
Auch diesen Winter hat Emma technisch ohne Probleme überstanden. Allerdings hat die Farbe hier und da etwas gelitten.