Meine Fahrt an die Lesum verband das Schöne mit dem Nützlichen. Da Peter Wadephuls Sohn dort eine Sportbootwerft betrieb, konnte Emma die Winterpause über in seiner Halle verbringen. Der Kran hatte leider nur eine ungenaue Waage, die man vom Boden aus mit dem Feldstecher ablesen musste. Es wurden zwischen 3 bis 3,5 Tonnen angezeigt - das deckte sich mit meinen `Volumenberechnungen`. Im Vergleich zu der Bootstraverse der Deutschen Industriewerke bei Emmas Taufe, wirkt dieses hübsch rot bemalte Exemplar fast schon ein wenig schmalbrüstig. ;-)
Nachdem ich an einigen Wochenenden nach meinem Eintreffen mit Emma die Lesum erkundet hatte, war sie eines der ersten Boote in der großen Halle. Für eine Generalrevision habe ich Emmas Maschine mit dem Gabelstapler aus dem Boot gehoben. Die Staplerzinken und die Maschine passten problemlos zwischen Dach und Süll hindurch - ein glücklicher Zufall. Bei anderen Booten muss die Maschine vorher im Boot um 90° gedreht werden, damit sie durch diese Engstelle passt, was bei etwa 200 kg Maschinengewicht natürlich ungünstig ist.
Gestützt auf ein paar Balken und gesichert mit zwei Gurten passte die Maschine problemlos in den Kofferraum des 3er BMW. Mit Gabelstapler und Hebegurten war das Einladen ein Kinderspiel. Zum Glück konnte ich in Hannover auch wieder per Gabelstapler entladen - sonst wäre es, wie damals in Berlin, mit vier Freunden und ein paar kräftigen Bohlen auch gegangen...
Bei der Maschinenrevision galt mein größtes Interesse dem Niederdruck-Flachschieber. Durch die große Dichtfläche des Muschelschiebers entstehen hier sehr hohe Reibungskräfte. Entsprechend groß ist die Gefahr von Abnutzung und Riefenbildung an den Dichtflächen von Schieberspiegel (links im Bild) und Muschelschieber. Ich war angenehm überrascht, dass beide Flächen keine nennenswerten Abnutzungserscheinungen aufwiesen. Ein leichtes Abziehen mit einem Handschleifstein reichte aus, um wieder eine volle Dichtwirkung zu erzielen. Es hat sich also gelohnt, den separat vor den Zylinderblock geschraubten Schieberspiegel aus Werkzeugstahl herzustellen, ihn härten zu lassen und anschließend plan zu schleifen.
Emma lag von Anfang 2008 bis Ende 2010, einschließlich zweier Winter, ununterbrochen im Wasser. Beim Reinigen mit dem Hochdruckreiniger löste sich der geringe Muschel- und Algenbewuchs zuverlässig vom Dünnschicht-Antifouling. An den auf diesem Foto sichtbaren grauen Stellen wurde das Antifouling durch den Hochdruckreiniger teilweise entfernt. Die darunterliegende dreifache Zinkepoxidschicht war jedoch an allen Stellen vollständig intakt, sodass keine Nacharbeiten erforderlich waren. Der Aufwand des Sandstrahlens des gesamten Rumpfs am Anfang meines Dampfbootabenteuers hat sich offensichtlich gelohnt.
Im Frühjahr 2011 erstrahlte Emma wieder in vollem Glanz. Lange hatte ich überlegt, ob ich das Deck mit Holz belegen sollte, und es daher bis zu diesem Winter grau grundiert gelassen. Viele Bootsbesitzer bestärkten mich in meinem Entschluss, das Deck in seiner ursprünglichen Form mit dem lackierten Riffelblech im Bugbereich zu belassen. Zum einen entspricht dies dem authentischen Zustand, zum anderen ist ein Farbanstrich deutlich pflegeleichter und macht das Boot unkompliziert alltagstauglich für den Ganzjahresbetrieb. Mittlerweile bin ich von dem sehr hellen Farbton „Creme“ auf ein etwas gedeckteres „Beige“ umgestiegen.
Den Kabinenaufbau aus Eichenholz hatte ich von Anfang an mit einer offenporigen Farbe geschützt, wie sie auch für Fenster und andere maßhaltige Hölzer im Hausbau verwendet wird. Hier war nur ein kurzes Anschleifen und Überlackieren nötig.
Um eine luxuriöse Anmutung für Emma zu erzielen, hatte ich den aus mehrfach verleimtem Mahagonifurnier bestehenden Dachrand mit 2-Komponenten-Lack hochglanzlackiert. Bereits im Winter 2007/08 musste ich diesen Anstrich erneuern, und dies tat ich im Winter 2010/11 erneut. Leider zeigte sich in den Folgejahren, dass selbst kleinste Beschädigungen der Lackschicht Wasser eindringen ließen, was Blasen im Farbaufbau verursachte. Bei der nächsten Gelegenheit wurde daher der gesamte Klarlack entfernt und der Wetterschutz mit dem bereits am Kabinenholz erfolgreich erprobten offenporigen Lack aus der Bauchemie durchgeführt..